Über mich

„Was ist es, was Menschen leiden lässt?“

Dipl. Psych. Ulrike Porep

Vor fast 50 Jahren beendete ich mein Studium der Psychologie. Ich bekam mein Diplom als Dipl.-Psych. Und wußte nicht, was ich damit anfangen sollte. Ich hatte wenig Ahnung von der menschlichen Psyche und noch weniger wußte ich über mich selbst. …

… Ich hatte nie bewußt eine Laufbahn als Psychotherapeutin gewählt und geriet über Umwege zunächst in eine therapeutische Tätigkeit in einer Klinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie. Nach fünf Jahren wußte ich, daß es nicht in erster Linie die Kinder sind, die einer Behandlung bedürfen, sondern die Eltern, die in ihrer Unwissenheit die eigenen Defizite und Entwicklungsstörungen an die Kinder weitergeben. Und, so setzte ich voraus, die eher einsehen, daß sie Hilfe und Unterstützung brauchen. …

Ja, um Hilfe und Unterstützung wurde ich dann als freiberuflich praktizierende approbierte und von der Krankenkasse bezahlte Psychotherapeutin tatsächlich gebeten. Aber das Infragestellen der eigenen geistigen Struktur – das erschien den Klienten doch als eine Zumutung, der sie sich ungern oder gar nicht stellen wollten. Ich mußte dann nach vielen Jahren mehr oder weniger frustrierender therapeutischer Arbeit zugeben: ich weiß selber nicht wirklich, worum es geht. Was ist es eigentlich, was einen Menschen zu Handlungen treibt, die er selber angeblich nicht will. Was ist es, was Menschen leiden läßt. Sind sie wirklich Opfer der eigenen Geschichte, traumatisiert durch schmerzhafte Erfahrungen in der Kindheit, Opfer der Unfähigkeit der Erwachsenen, die ihre Kinder zwingen wollten, zu funktionieren und gute Menschen zu werden?

Erst viele Jahre später, vor mehr als 20 Jahren, begegnete ich einem spirituellen Lehrer, einem Erwachten, der mir die Wahrheit über die Störungen in der menschlichen Entwicklung vermittelt hat. Ich begann mit einer „Ausbildung“ über das Enneagramm, speziell das Enneagramm der Charakterfixierung, so wie Oscar Ichazo es vermittelt hat. Ich entdeckte meine eigene Fixierung, ich begann zu erforschen, wie der Geist, das Ego in mir wirkt. Ich begann, den Geist bei anderen zu sehen. Ich erfuhr, daß ich der Geist nicht bin, obwohl er „ich“ sagt. Ich hörte von Ramana Maharshi und der Möglichkeit mit der Frage: „wer bin ich?“ tiefer zu erspüren, was hinter der konditionierten Ich-Identität steckt.

Nach einem Psychologie-Studium, in dem ich einfach totes Wissen angesammelt hatte, lernte ich durch die eigene Erfahrung lebendiges Wissen zu erlangen. Das war nicht immer angenehm, immerhin ging es ja um das Unbewußte, das, was eben deshalb unbewußt war, weil ich es nicht wissen wollte. Und je mehr ich bereit war, das eigene Unbewußte zu ent-decken, umso mehr konnte ich auch andere Menschen ermutigen, tiefer zu schauen und all das zu entdecken, was unterdrückt, verleugnet und verurteilt wurde. Und je mehr ich forschendes Interesse entwickelte, also Selbsterforschung zu meiner eigenen Aufgabe machte, um so mehr wurde ich Anleiter und Begleiter der Menschen, die dem eigenen Leiden auf den Grund gehen wollten.

Nach über 20 Jahren Schülerschaft und Lehrer-Sein bin ich an einen Punkt gekommen, wo sich für mich das Therapeut-Sein gewandelt hat in ein neues Projekt: die Erforschung des Geistes. Meine Gruppen sind Forschergruppen, in den Einzelsitzungen geht es um die Ausbildung des Forschergeistes in direkter Kommunikation zwischen Lehrer und Lernendem. In dieser Direktheit wird der Störenfried Geist, der sich immer wiedereinmischen möchte, dieser Störenfried namens „ich“, sichtbar. Wir haben die Chance ihn zu sehen und die Identifikation mit diesem Ich zu lockern oder gar zu lösen. Wir werden „ich“-Forscher , um der Frage: wer bin ich? auf den Grund gehen zu können.

Es ist ein Weg nach innen, diese Forschung. Ein Weg zu mir selbst, zu meinem wahren Wesen. Es ist ein Blick nach Innen, ein Blick auf die geistige Struktur, in die wir uns verwickelt haben. Eine geistige Struktur, die uns einengt, leiden läßt, die wir loswerden möchten und doch unwissentlich festhalten.

Viele Menschen suchen nach Erleuchtung, nach Erwachen, nach Einssein mit Gott. Und dazu müssen wir einen Weg gehen, einen Weg der Erforschung der inneren Hindernisse. Die Hindernisse sind geistiger Natur. Es ist der ich-Geist, das Ego, eine fixierte mehr oder weniger kindliche Sicht auf das Leben, das uns in der Entfaltung unseres wahren Wesens behindert. Wie werden wir zu dem, was wir nicht sind? ist die Frage. und wie kommt es, daß wir dort einfach steckenbleiben, daß wir äußerlich erwachsen werden ohne wirklich erwachsen zu werden?